Final Fantasy XIV: Dawntrail – Ein strahlender Neuanfang oder nur mehr vom Gleichen?
Ein Jahrzehnt lang hat die Saga um Hydaelyn und Zodiark die Spieler von Final Fantasy XIV gefesselt und mit dem epischen Finale von Endwalker einen emotionalen Höhepunkt erreicht. Nun, am heutigen Tag, beginnt mit dem Launch der Erweiterung Dawntrail ein völlig neues Kapitel. Die zentrale Frage, die sich Veteranen und Neueinsteiger stellen, lautet: Ist dies ein echter, strahlender Neuanfang für das gefeierte MMORPG oder erwartet uns am Ende nur mehr vom Gleichen in einer neuen, sonnigen Verpackung? Nach den ersten Stunden in der “Neuen Welt” Tural lässt sich sagen: Dawntrail ist beides – auf die bestmögliche Art und Weise.
Das Erste, was ins Auge sticht, ist die lang erwartete grafische Überarbeitung. Final Fantasy XIV sah nie schlecht aus, doch mit Dawntrail macht es einen gewaltigen Sprung nach vorn. Charaktermodelle sind schärfer, Rüstungen zeigen feinere Details und die Umgebungen strotzen nur so vor Leben. Die Beleuchtung ist weicher, die Schatten sind realistischer und die Vegetation ist deutlich dichter. Besonders die neuen Gebiete profitieren davon enorm. Die pulsierende Hauptstadt Tuliyollal mit ihrer von den Maya und Azteken inspirierten Architektur ist ein Augenschmaus, und die tropischen Dschungel von Yak T’el fühlen sich so üppig und lebendig an wie nie zuvor ein Gebiet im Spiel. Dieser visuelle Neuanstrich allein verleiht dem Spiel eine frische, moderne Atmosphäre.
Spielerisch führt Dawntrail zwei neue Jobs ein: den flinken Nahkämpfer “Viper” und den kreativen magischen Fernkämpfer “Pictomancer”. Der Viper fühlt sich unglaublich schnell und dynamisch an. Mit seinen zwei Klingen, die er zu einer mächtigen Doppelklinge kombinieren kann, entfesselt er eine Flut von schnellen Angriffen, die ein hohes Spieltempo erfordern. Der Pictomancer hingegen ist ein visuelles Spektakel. Er malt Kreaturen, Landschaften und magische Motive in die Luft, um Schaden zu verursachen oder die Gruppe zu unterstützen. Beide Jobs fühlen sich einzigartig an und sind eine willkommene Ergänzung des bereits umfangreichen Job-Systems.
Narrativ ist Dawntrail eine bewusste Abkehr von der Weltuntergangsstimmung der letzten Erweiterungen. Die Geschichte wird als “Sommerurlaub” oder als eine Art Wettstreit um die Thronfolge in Tural inszeniert. Die Einsätze sind persönlicher, die Atmosphäre ist unbeschwerter und abenteuerlicher. Es ist eine Wohltat, die liebgewonnenen Charaktere des Bundes der Morgenröte in einer entspannteren Umgebung zu erleben, wie sie die neue Welt erkunden und sich in freundschaftliche Rivalitäten verstricken. Dieser Neustart fühlt sich nach der emotionalen Achterbahnfahrt von Endwalker verdient und richtig an.
Strukturell bleibt Dawntrail jedoch der bewährten Formel treu. Spieler folgen der Hauptstory, schalten dabei Dungeons frei, stellen sich in Prüfungen imposanten Bossen und bereiten sich auf die kommenden Highend-Raids vor. Wer auf eine fundamentale Revolution der Spielmechanik gehofft hat, wird diese hier nicht finden. Doch die Formel, die Final Fantasy XIV so erfolgreich gemacht hat, ist bis zur Perfektion poliert. Die ersten Dungeons sind kreativ gestaltet und die Bosskämpfe sind wie immer ein episches Spektakel.
Dawntrail erfindet das Rad nicht neu, aber es versieht es mit neuen, strahlenden Felgen und rollt damit souverän in eine vielversprechende Zukunft. Es ist ein selbstbewusster, wunderschöner und zugänglicher Neuanfang, der Veteranen eine vertraute, aber verfeinerte Erfahrung und Neueinsteigern den perfekten Zeitpunkt bietet, ihre Reise in Eorzea und darüber hinaus zu beginnen. Der Sommerurlaub hat begonnen, und er verspricht, ein unvergessliches Abenteuer zu werden.